Die MarTech ist, international gesehen, die grösste und wichtigste Veranstaltung zu den Themen Marketing Technology Management, Methodik und Lösungen. oddEVEN war vor Ort um sich ein aktuelles Bild der letzten Trends aus den USA zu verschaffen. Unser Augenmerk lag dabei insbesondere auf den Themen Agilität, Organisation und die Komponente Mensch im Mix von Marketing und Technologie.
MarTech stark wachsend – Plattformen im Trend
Die neueste Marketing Technology Landscape enthält 5’381 Logos von 4’891 Firmen, damit ist sie im Vergleich zum Vorjahr deutlich angewachsen. 21% dieser Firmen bezeichnen sich dabei als Plattformen. Dieser Trend scheint sich in der Zukunft zu verstärken und wird durch eine zunehmende Konsolidierung befeuert, wobei nicht anzunehmen ist, dass die Anzahl an neuen Nischen-Lösungen abnehmen wird.
Der Plattform-Ansatz hat aus meiner Sicht vor allem einen grossen Vorteil für die Marketeers, die Tools werden offener um dem Plattform Trend gerecht zu werden – wir können damit rechnen, dass hochspezialisierte Tools künftig auf mehreren konkurrierenden Plattformen zur Verfügung stehen werden.
Marketing Technology Landscape Supergraphic (2017): Martech 5000
Kundenzentriertes Marketing bedeutet eine Kundenzentrierte Organisationsstruktur
Ein Thema mit dem ich mich bereits 2012 / 2013 auseinandergesetzt habe, gewinnt an Bedeutung: Häufig wurde in den Vorträgen darüber gesprochen, wie sich Marketing Abteilungen technologisch aber auch organisatorisch aufstellen sollten, wobei man sich stets einig war, dass sich alles am Kunden und dessen Bedürfnissen entlang des Lebenszyklus orientieren sollte. Dies war insbesondere bei der Präsentation der Marketing Technology Stacks sehr schön zu sehen:
Ein Nachteil dieses Setups ist die Gefahr der Silo-Bildung. Zwar baut man die Silos nicht entsprechend der internen Abläufe aber man baut sie möglicherweise für die einzelnen Lifecycle-Stages. Da die Übergänge von einem Stage zum anderen besonders wichtig sind, sollte man bei der Konzeption unbedingt darüber nachdenken, wie das in der eigenen Organisation gewährleistet werden kann.
Agilität und die Komponente Mensch sind ein zentraler Bestandteil von MarTech
Kundenzentrierung und Agilität spielten dieses Jahr nicht nur in jeder von mir besuchten Präsentationen eine Rolle, es gab sogar einen Track zum Thema Agile & Human. Neben interessanten Berichten aus der Praxis, gibt es auch erste Ansätze, die sich mit der Entwicklung und Nutzung von bestehenden Vorgehensmodellen und Methodologien befassen. Empfohlen wurde mit Kanban zu starten und je nach Maturität der Teams und der Organisation insgesamt, gewisse Elemente von Scrum hinzuzufügen – wo nötig. Für mich war das Fazit hier, dass agiles Marketing weltweit noch in den Kinderschuhen zu stecken schein. Als Good Practice für Neueinsteiger, kann man sicherlich empfehlen mit Kanban zu beginnen aber nicht stur einer Methodik zu folgen, sondern sehr sensibel darauf zu achten was die betroffenen Teams und Mitarbeiter wirklich benötigen um agiler zu werden.
Agiles Marketing gewinnt an Bedeutung und Maturität im Marketing
Roland Smart berichtete den aktuellen Stand der Marketing Technologie anhand einer Umfrage.
Mein persönlicher Favorit: Ein humoristischer Blick auf die Entwicklung eines Marketing Mindsets für die moderne, digitale Welt
Der Marketing Karikaturist Thomas Fishburne (Marketoonist)hat mit einer grossartigen Präsentation begeistert, bei der er mit einem zwinkernden Auge so manches Buzzword und so manchen Hype auf die Schippe nimmt.
Fazit
Insgesamt gesehen, war die MarTech in San Francisco ein informativer und spannender Event. Ich habe einen guten Einblick erhalten, wohin sich die Branche in den nächsten ein bis zwei Jahren bewegen wird, ich habe spannende neue Produkte gesehen und viele interessante Menschen getroffen. Kritisch anmerken möchte ich jedoch die Tatsache, dass viele der Präsentationen und Keynotes bei dieser MarTech sehr werblich aufgebaut waren und das sage ich obwohl ich dem gegenüber verhältnismässig tolerant bin. Ich hätte mir in mancher Session mehr Information statt Werbung und Präsentation gewünscht. Es bleibt daher zu hoffen, dass dies nicht zum Trend wird und die MarTech auch weiterhin eine wertvolle Informationsquelle für Trends, Methoden oder Good Practices bleiben wird.
